Die Glosse: Insider – Outside

(Foto: eine Boutique – alt aber wenigstens original!) Wo sind die Originale?

Der eine oder andere hat sie durchaus noch im Kopf: David Bowie, Elvis Presley, Prince, Michael Jackson oder Kurt Cobain – die revolutionären Musikidole vergangener Zeiten.  Mittlerweile sind sie leider fast alle von uns gegangen – vielleicht schweben sie ja irgendwo im Nirvana und schauen mit Grauen auf die heutige „Entwicklung“ der Musik herab. Zu ihrer Zeit haben sie nahezu Wunder vollbracht. Sie haben dank ihrer Kreativität die komplette Musikgeschichte umgekrempelt und den Menschen gezeigt, dass alles möglich ist, wenn man sich selbst, seinen Träumen und der eigenen Meinung treu bleibt.

Doch findet man solche Paradiesvögel heute überhaupt noch? Und bleiben die Menschen sich wirklich immer noch treu? Oder strebt die heutige Gesellschaft nicht eher dazu, reinen Einheitsbrei zu produzieren? Wie in einem Fischschwarm, in welchem sich jeder, ohne sich dabei Gedanken zu machen, einfach nach seinem Nachbarn ausrichtet. Wäre es da nicht schön, wenn uns zur Abwechslung mal ein fetter Regentropfen in lila auf den Kopf fällt, um uns ins Gedächtnis zu rufen, dass nicht immer alles so farblos sein muss.

Aber es ist ja nicht nur so, dass die Musik heutzutage wahnsinnig ein-tönig geworden ist… vielleicht kommen wir bald so weit, dass jeder von uns ein Namensschild braucht, das man sich auf die Stirn pappt; damit man in dem Meer von Adidas Superstars, Trasher-Pullover und rot-weißen Levis Shirts auch noch erkennt, dass unsere Welt nicht nur noch aus Klonen besteht.

Mal davon abgesehen, dass weiß-schwarze Adidas Superstars natürlich absolut stylisch sind und heutzutage nicht im Kleiderschrank fehlen dürfen, gibt es ja tatsächlich auch noch die sehr „ausgefallene und exotische“ Variante, sich statt der weiß-schwarzen einfach die schwarz-weißen Superstars zuzulegen. Dabei sollte man sich allerdings noch einmal sehr genau überlegen, ob man damit das große Risiko innerhalb der Menge aufzufallen, wirklich auf sich nehmen will.

Angst nicht genügend aufzufallen braucht man im Gegensatz dazu nicht zu haben, wenn einem die Hälfte seiner Unterwäsche zum Hosenbund heraushängt. Aber auch nur dann, wenn auch wirklich jeder Buchstabe des Calvin Klein Schriftzugs perfekt zu lesen ist.

Ein anderer Schriftzug, der momentan absolut stylisch und unverzichtbar ist: Der äußerst imposante Trasher-Druck, wobei es merkwürdigerweise keine Rolle spielt, ob man in der Lage ist, seine Füße auf einem wackligen Bord mit zwei Rollen zu platzieren.

Anders ist das bei den angesagten rot-weißen Levis-Shirts. Denn bei diesen zählt einzig und allein der Vorsatz, mit den unzähligen anderen um sich herum, das Ton-in-Ton-Trauerspiel der Einheitskleidung weiterzuführen. Die Frage nach dem Sinn wird hierbei gar nicht mehr gestellt. Moment, Sinn? Stammt die Marke Levis nicht ursprünglich von den ersten Jeanshosen ab? Naja, wer braucht schon teure Jeans, ein T-Shirt ist eh viel billiger. Und außerdem steht der Name der Hosenmarke ja so groß auf dem Oberteil, damit auch der letzte Depp erkennt, dass jemand „Markenklamotten“ trägt.

Wo man sich nun umschaut: alle sehen gleich aus… Wo bleiben die Punks, die Hippies oder die Popper? Oder einfach nur diejenigen, welche sich selbst treu bleiben und ihr eigenes „Ding“ durchziehen. Sind sie wirklich alle zusammen mit der Musik aus vergangenen Jahren ins Jenseits abgewandert?

Jeder Mensch ist doch einzigartig. Warum schauen denn dann alle gleich aus? Jeder Mensch hat seine eigene Meinung, sein eigenes Leben und seine eigenen Träume. Keiner hat es nötig, sich hinter den anderen „coolen“ Leuten und angesagten Idealen zu verstecken.

Wahrscheinlich sollte einfach jeder ein wenig mehr auf sich selbst hören und seine Träume leben, sollten sie noch so bunt sein. Denn höchst wahrscheinlich stirbt jeder, der in dem schwarz-weißen Adidas-Superstar-Traum gefangen ist, ohnehin schon bald an Langeweile.

Autorin: Naomi, 10. Klasse

Foto: pixabay