Gesellschaftlicher Druck in Deutschland

Seit Russland Krieg gegen die Ukraine führt, steigt auch der Druck auf Russen und russischsprachige Menschen in Deutschland.

Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine wird immer häufiger von Anfeindungen gegen in Deutschland lebende Russen berichtet. Die russische Botschaft forderte die Bundesregierung auf, ein politisches Signal gegen zunehmende Drohungen, Hassbotschaften und Übergriffe zu setzen. Natürlich darf und kann es hier aber nicht um den Schutz für die Propaganda und Falschinformationen Putins gehen.

Doch es gibt auch die andere Seite: Nicht wenige Russen in Deutschland sehen Präsident Wladimir Putin kritisch und sind unendlich erleichtert, hier in Sicherheit zu sein. Einige engagieren sich aktiv bei der Hilfe für die Flüchtlinge.
Nach einer Umfrage des ARD-Magazins Report Mainz registrierten Innenministerien und Polizeipräsidien bundesweit seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine Straftaten gegen russischsprachige Menschen, darunter vereinzelte Angriffe sowie Sachbeschädigungen gegen russische Geschäfte wie beschmierte Schaufenster. Die russische Botschaft in Berlin berichtet sogar, binnen drei Tage hätten sich hunderte Landsleute in Deutschland über Drohungen und Hassbriefe beklagt. Autos mit russischen Kennzeichen seien beschädigt worden, es gebe Beschimpfungen, Mobbing, körperliche Übergriffe.

Als Reaktion auf den Krieg gegen die Ukraine nehmen mehrerer deutsche Supermarkt-Ketten russische Produkte aus dem Sortiment. So kündigte der Handelskonzern REWE an, er werde „Lebensmittel, die in Russland produziert werden, auf zentraler Ebene auslisten“. Dies gelte auch für die Discount-Kette Penny, die zum Unternehmen gehört.
Die betroffenen Artikel will der Konzern nicht mehr bestellen. In den Lagern und Märkten vorhandene Produkte würden nicht vernichtet, sondern verkauft oder nach und nach Tafel-Organisationen und ähnlichen Initiativen zur Verfügung gestellt.

Auch die Discounter Aldi Nord und Aldi Süd wollen keine Produkte aus russischer Produktion mehr verkaufen. Betroffen von der Entscheidung sei allerdings nur der Wodka in der 0,7-Liter-Flasche, teilte Aldi Süd mit. „Wir haben entschieden, den Artikel auf unbestimmte Zeit auszulisten“, hieß es vom Unternehmen. Man wolle damit in der aktuellen Situation ein Zeichen setzen.

Zuvor hatte bereits der Discounter Netto einen Boykott russischer Waren angekündigt. Die Kette hat 340 Märkten in acht deutschen Bundesländern. Insgesamt geht es um etwa 15 Artikel, die aus den Regalen genommen würden – darunter Süßwaren, Fertiggerichte und Spirituosen. Auch viele Kunden/Kundinnen beteiligen sich am Boykott und haben sich entschieden, keine Produkte mehr aus Russland zu kaufen. Aber was bringt dieser Boykott eigentlich? Führt er tatsächlich zum gewünschten Ziel?

Für die Unternehmen ist das eher Symbolaktion, wirkliche Kosten entstehen ihnen dadurch nicht. Vielmehr komme es darauf an, dass sich die Unternehmen auch dann solidarisch zeigen, wenn die Folgen des Krieges bei uns, etwa durch steigende Energiepreise, sichtbar werden.
Dass die Menschen dennoch ein Zeichen setzen wollen und sich gegen den Ukraine-Krieg engagieren, kann man gut verstehen: Die Menschen sind schockiert. Viele Jahrzehnte haben sie von einer globalen, miteinander verflochtenen, Handel treibenden Welt im Frieden geträumt. Aus diesem Traum  auf diese Weise aufgeweckt zu werden, ist nicht schön.