Mit einem schockierenden Tweet wollte der ukrainische Präsident Selenskyi der Öffentlichkeit zeigen, dass dieser aktuelle Krieg in seinem Land einem schrecklichen Ereignis aus dem 2. Weltkrieg gleicht.
Was geschah 1941 in Babyn Yar?
Nach der Besetzung fast der ganzen Ukraine und damit auch Kyjiws durch die deutsche Wehrmacht, beschlossen die Wehrmachtsführung und der Ortskommandeur von Kyjiw die systematische Tötung der jüdischen Bevölkerung Kyjiws. Die Juden wurden dazu aufgefordert, sich zu sogenannten „Umsiedlungsmaßnahmen“ zur Schlucht von Babyn Yar zu begeben. Dort wurden alle von einem „Sonderkommando“ hingerichtet. Alleine am 29. und 30. September starben über 33.000 Juden in Babyn Yar.
Was ist am 2. März 2022 in Babyn Yar passiert?
An diesem Tag fand ein russischer Raketenangriff auf den Kyjiwer Fernsehturm statt, der in der Nähe der Holocaust-Gedenkstätte Babyn Yar steht. Bei diesem Angriff wurde auch die Gedenkstätte getroffen und es starben fünf Zivilisten.
Diesen Angriff nimmt Selenskyi zum Anlass, um mit dem oben genannten Tweet die Welt zum Nachdenken zu bewegen. Der gewollte Vergleich mit dem Massaker von Babyn Yar soll in Selenskyis Augen zeigen, wie schnell und einfach sich Geschichte wiederhole, aber auch gleichzeitig aufzeigen, wie machtlos sich der Westen gibt. Selenskyi wirft dem Westen vor, dass es seit 80 Jahren „never again“ heiße, wenn es dann aber zu einem Völkermord komme, die Welt erstmal schweige.
Vergleich der beiden Ereignisse
In beiden Fällen sind die Ukrainer die Opfers eines Krieges, den das Land nicht will. Einer der Unterschiede zu 1941 ist aber, dass der „Angriffskrieg“ heute von Russland ausgeführt wird. Ein weiterer Unterschied zu damals ist, dass der Massenmord von 1941 systematisch geplant war und nur auf bestimmte Bevölkerungsgruppen, nämlich Juden, Roma/Sinti und russische Gefangene, gerichtet war. Im jetzigen Krieg versucht das russische Militär möglichst viel Schaden an der gesamten ukrainischen Bevölkerung zu verursachen.
Ist der Vergleich überhaupt möglich?
Selenskyi verwendet den Vergleich zu 1941 bewusst, um der Öffentlichkeit zu zeigen, dass der russische „Angriffskrieg“ in Wirklichkeit auch ein Völkermord ist. Auch möchte er die westliche Welt unter Druck setzen, damit seinem Land und der Verhinderung des Völkermordes noch mehr geholfen wird. Selenskyi hofft dadurch auf die Lieferung schwerer und effektiverer Waffen und Militärfahrzeuge aus dem Westen. Für die Nato und EU ist das aber schwer zu machen, da viele Länder einerseits seit Jahren ihre Streitkräfte reduziert haben und andererseits bei allen Ländern die Angst vor einem Dritten Weltkrieg vorhanden ist.
Autoren: Projektgruppe 8. Klasse
Quellen:
– www.twitter.com: tweet von Selenskyi vom 1.3.2022
– www.faz.net: „Sie wissen nichts über unsere Hauptstadt. Über unsere Geschichte“ – Ansprache von
Selenskyi (vom 2. März 2022)
– www.dhm.de/lemo/kapitel/der-zweite-weltkrieg/voelkermord/massenmorde-von-babi-jar-1941.html