„Ehrenmann / Ehrenfrau“ schlägt „Snackosaurus“

Foto: Jugendwort 2018 – and the winner is… —

Wir freuten uns riesig, als sich gleich zu Beginn des Schuljahres herausstellte, dass wir eingeladen sind, in der Jury bei der Wahl zum Jugendwort 2018 mitzuwirken. Frau Becker vom Langenscheidt-Verlag war auf uns aufmerksam geworden, als wir 2017 den begehrten Blattmacher-Preis gewonnen hatten.
Am letzten Freitag machten sich also Nicole und Moritz mit zusammen mit ihrem Lehrer Andreas Kaiser auf den Weg nach München, wo sie in einer mehrstündigen Sitzung in der bunt gemischten und bestens gelaunten Gruppe der 21 Preisrichter ihre Meinungen zu den verschiedenen Vorschlägen austauschten. Sie diskutierten zusammen mit zwei Sprachwissenschaftlern von der Universität München, zwei Fernsehjournalistinnen, mehreren Bloggern und Videokünstlern, einem jungen Kriminalbeamten aus Berlin, den Jugendreportern aus Haar und anderen Schülerzeitungsredakteuren – also mit Leuten, die auf ganz unterschiedliche Weise auf die Jugendsprache blicken und ihre ganz eigenen Erfahrungen damit machen.

Im Online-Voting zuvor hatte sich bei ca. 1,5 Millionen Stimmen das Wort „verbuggt“ (voller Fehler) aus dem Computerjargon an die erste Stelle gesetzt. Die Jury entschied aber, dass der Sieger in diesem Jahr das vergleichsweise gängige Wort „Ehrenmann / Ehrenfrau“ (jemand, der etwas Besonderes für jemanden tut) der Sieger sein soll. Eine der Begründungen war, dass dieses Wort besonders gut zeige, dass sich ältere Begriffe nicht nur auf eine bestimmte Gesellschaftsschicht beschränken müssen und diese auch aktualisiert werden. So steht mittlerweile ganz selbstverständlich die „Ehrenfrau“ neben dem „Ehrenmann“.
Wie lebendig und kreativ die Jugendsprache ist, zeigten auch Vorschläge wie „Snackosaurus“ (jemand, der zu viel isst) oder das Verb „lindnern“ (etwas besser gar nicht machen, als etwas schlecht machen) in Anspielung auf die Ereignisse um die gescheiterten Verhandlungen zur sogenannten „Jamaika-Koalition“. Natürlich wurde auch entsprechend diskutiert, wenn Vorschläge zu heftig in ihrer Wortwahl, zu provokativ oder vielleicht auch zu banal waren.
Allerdings war man sich auch einig, dass es noch nie das Ziel der Jugendsprache war, es allen recht zu machen oder gar allen zu gefallen. Natürlich nutzt auch nicht jeder Jugendliche genau diese Wörter, doch sie sind ein Zeichen mit wie viel Lust und Laune am Sprachspiel junge Menschen die deutsche Sprache als ihre Sprache leben und weiterentwickeln.

Autor: A. Kaiser

Fotos: Insider