Kommentar zum Online-Besuch in der Gedenkstätte Dachau: Wer trägt heute die Verantwortung?
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Das erste, was ich sehe, sind die im Tor angeschmiedeten Worte: ,,Arbeit macht frei“ und plötzlich spüre ich dieses bedrückende Gefühl, als würde ein schweres Eisen auf meine Brust fallen. Durch das Tor wird einem bewusst, dass vor 76 Jahren, tausende von Menschen den gleichen Weg nahmen, nur mit dem Unterschied, dass Dachau heute eine Gedenkstätte ist, jedoch damals für die schlimmsten Misshandlungen als Konzentrationslager diente.
1933 bejubelte das Volk den nationalsozialistischen deutschen Politiker, der seine Macht gnadenlos ausnutzte und als Gewaltherrscher, die unmenschlichsten Befehle erteilte, als den neuen Reichskanzler des Deutschen Reichs. Dieser Mann war Adolf Hitler. Als Diktator regierte er von 1933 bis 1945, also insgesamt 12 Jahre lang. 12 lange, grausame Jahre.
Mit Unbehagen geht es weiter in das damalige Wirtschaftsgebäude, das heute ein Museum ist, in dem die damaligen Folterungen, Handlungen und Geschehnisse mit nachkonstruierten und originalen Gegenständen, großen Plakaten und interessanten Bildern veranschaulicht werden. Wenn man die Geschichte nicht kennen würde, könnte man vielleicht meinen, dass solche Grausamkeiten, die hier dargestellt werden, gar nicht möglich sind. Jedoch wird man in der Ausstellung mit der harten Wahrheit konfrontiert. Wenn mich schon der Anblick dieser Tafeln erschreckt, wie mussten sich die Menschen dann fühlen, die damals zum Opfer wurden und bei ihrer Registrierung schon mit Spott und Demütigungen konfrontiert wurden?
Schon bei der Aufnahme ins Lager wurden die Häftlinge einer brutalen Behandlung ausgesetzt, wo sie sich bis zu den letzten Kleidungsstücken ausziehen und dann all ihre Wertgegenstände abgeben mussten. Danach wurden ihre Körperhaare in einer erniedrigenden Weise entfernt, worauf noch eine Duschen mit zu kaltem oder zu warmen Wasser folgte. Als letztes erhielten sie ihre mit Häftlingsnummer und eine nach Kategorien bestickte, völlig unzureichende Häftlingskleidung. Das alles mussten die nach Dachau gebrachten Menschen ab 22.03.1933 im Konzentrationslager aushalten.
Das war noch lange nicht das Ende, denn oft waren sie der Unterkühlung nahe. Der eiskalte Wind fühlte sich sicher auf ihrer Haut an, wie spitze Nadelstiche, die einen auf die Knie zwingen, doch die schweren Steine lassen sich nicht von alleine tragen. Die Arbeit ist aber auch nicht leichter, wenn die glühende Sonne hoch am Himmel strahlt und die Kleidung so aussieht als würde man aus der Dusche kommen, weil sie mit Schweiß durchnässt ist. Egal wie die Umstände waren, die Gefangenen mussten ständig arbeiten und gingen daran zu Grunde: Schwerarbeit zum Bau von Verkehrswegen, Fabriken, Kraftwerke oder Zwangsarbeit in der Rüstungsproduktion, alles stand auf dem Programm der Häftlinge. Im Gegenzug war ihre Versorgung lächerlich: ein bisschen Malzkaffee und Brot am Morgen und dünnflüssige Suppe am Abend. Mit so wenig Nährstoffen ist es schwer durchzuhalten und weiterzuarbeiten. Wer dies aber nicht schaffte, der wurde mit Prügeln, Stockschlägen, Torstehen oder auch dem Tod bestraft.
Eines ist für mich völlig unbegreiflich: Wie konnte die Bevölkerung das zulassen? Die Verärgerung und Empörung, die in mir hochsteigen, wenn ich daran denke, dass solche Verbrechen, Brutalität und Gnadenlosigkeit zugelassen wurden, erschreckt mich selber. Doch für das Leid, der Schmerz und die Qualen, die diese Menschen erleben mussten, dafür gibt es keine Rechtfertigung. Wie konnte die Anhängerzahl der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei (NSDAP) von anfangs ca. 850.000 Mitgliedern auf 8,5 Millionen Anhänger steigen, obwohl jeder genau wissen musste, was in den Lagern vor sich geht? Dafür gibt es keine Rechtfertigung und eine Entschuldigung reicht hier längst nicht aus.
Das, was wir aber tun können und müssen, ist daraus zu lernen und mit all unseren Kräften uns um eine bessere Zukunft zu bemühen, die nie wieder solche Taten zulassen wird: eine Zukunft, in der wir uns lieber kennenlernen und verstehen, statt uns vorzuverurteilen und zu töten – in der wir nicht nach einer falsch verstandenen Art von Perfektion, sondern nach Toleranz und gegenseitiger Akzeptanz streben – in der keiner in Angst und Furcht leben muss, sondern sich freut, ein Teil vom Ganzen zu sein – in der wir uns nicht in Gruppen aufteilen, die sich gegenseitig verspotten, sondern zusammen als Menschen neues kreieren. Die Zukunft liegt in unseren Händen und es ist unsere Aufgabe das Beste daraus zu machen!
Autorin: Greta 9. Klasse
Beitragsbild: Insider