Die militante Veganerin – alles nur Aktivismus?

Zum Frühstück ein Käsebrot, Mittags ein Schnitzel, zum Abendessen ein Brot mit Salami und in den Kaffee vielleicht noch etwas Milch. Etwas übertrieben dargestellt, spiegelt das jedoch eines wieder: Den Konsum von Tierprodukten in unserem Alltag. Für viele Menschen gehört er zum Alltag und wird meistens nicht hinterfragt.

Jedoch gibt es schon seit längerem eine Gegenbewegung, die aus diversen Gründen auf den Konsum tierischer Produkte verzichten. Diese Menschen nennen sich Veganer. Das Wort „Vegan“ ist eine Abwandlung des englischen Wortes „Vegetarian“ und wurde das erste mal im Jahr 1944 verwendet, als Donald Watson die „Vegan Society“ gründete.

Auf der offiziellen Website dieser Vereinigung wird der Veganismus als „[…]eine Philosophie und Lebensweise, die darauf abzielt, so weit wie möglich und praktisch alle Formen der Verwertung und Grausamkeit von Tieren für Nahrung, Kleidung oder einen anderen Zweck auszuschließen und damit die Entwicklung und Nutzung tierfreier Alternativen zum Nutzen von Tieren, Menschen und der Umwelt fördert.[…]“ beschrieben. Auf dieser Definition basierend bezeichneten sich laut der Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse im Jahr 2022 etwa 1,58 Millionen Deutsche als Vegan. Dies ergibt in etwa einen Anteil von etwa 1,9% an der deutschen Bevölkerung.

Die meisten Veganer brüsten sich nicht mit ihrem Veganismus, jedoch gibt es auch einige extreme Stimmen, die fordern, dass alle Menschen Vegan leben sollen. Zu diesen Personen gehört die Aktivistin Raffaela Raab, die unter dem Namen „Die militante Veganerin“ im Internet mit teilweise extremen Aussagen versucht, den Menschen den Veganismus nahezulegen. Im Gegensatz zur allgemeinen Definition des Wortes „militant“ nutzt sie dazu keine Gewalt, sondern versucht, mit Worten zu überzeugen. Ihr Leitspruch ist dabei: „Nicht vegan sein ist nicht ok!“

Ihr Hauptargument in den Debatten, die sie sowohl auf offener Straße, als auch auf der Livestreaming Plattform ‚Twitch‘ nutzt, ist der Speziesismus. Dieser bezeichnet die moralische Diskriminierung von Lebewesen aufgrund ihrer Artzugehörigkeit. Raffaela Raab vergleicht den Speziesismus mit Rassismus oder der Diskriminierung von Frauen, um ihrem Publikum klar zu machen, dass dieser ebenso wenig akzeptiert werden sollte, da das Leben der Tiere ihrer Ansicht nach den gleichen Wert hat wie das eines Menschen.

Jedoch verglich sie in einem Livestream die Fleischindustrie mit dem Holocaust. Dieser Vergleich mag bei erster Betrachtung halbwegs plausibel wirken, da bei beidem unschuldige Lebewesen ermordet werden oder wurden. Jedoch ist dieser höchst problematisch, da bereits 2004 der Tierrechtsorganisation „PETA“ dieser Vergleich durch das Bundesverfassungsgericht untersagt wurde.

Auf der Kommunikations- und Chatplatform ‚Discord‘, tätigte Raffaela auf ihrem Server „Vegan Dreamland“ einige Fragwürdige Aussagen. Bezogen auf Transpersonen und Geschlechtspronomen schrieb sie, dass sie sich für multiple Toiletten einsetze. Jede ihrer Persönlichkeiten wolle eine andere „Schüssel“. Außerdem würde sie vormittags mit den Pronomen „er/ihm“ angesprochen werden wollen und abends im „hoheitlichen Plural“. Dadurch bezeichnete sie Transsexualität als multiple Persönlichkeitsstörung und somit als Krankheit. Auch bezeichnete sie das sogenannte Catcalling, also das hinterherrufen oder- pfeifen in der Öffentlichkeit als „Kompliment von Personen, die sich einfach nicht besser ausdrücken können“. Das Problem hierbei ist, dass Catcalling unter den Tatbestand der sexuellen Belästigung zählt und die Herabsetzung dessen auf einen misslungegenen Komplimentversuch eine Relativierung ist.

Dass Raffaela Raab den Veganismus jedoch sehr ernst nimmt, sieht man daran, dass sie keinen Kontakt mehr zu ihrer Mutter hat, weil diese nicht vegan ist. Außerdem sagte sie in einem Interviewausschnitt, den sie selbst auf ihrem Youtube-Kanal veröffentlichte, dass sie, in Bezug auf ihre Mutter, keine Tipps und Ratschläge von Menschen annehme, die sie nicht respektiere. Ob diese extreme Auslebung ihres Aktivismus sinnvoll ist, ist jedoch fraglich.

Abschließend lässt sich sagen, dass die militante Veganerin durch ihre Aktionen und Aussagen Aufmerksamkeit erregt. Ob diese jedoch positiv ist, ist jedoch aufgrund ihrer vielen kritischen Aussagen sehr fraglich. Es besteht die Gefahr, dass die wichtige Thematik des Veganismus in den Hintergrund rückt, und somit der grundsätzlich positive Gedanke ihres Aktivismus, Menschen vom Veganismus zu überzeugen, verloren geht.

 

Artikel von JohannesG, 10. Klasse

Beitragsbild: Pixabay

Quellen: Statista, the vegan society, DER SPIEGEL